Ich möchte keinen Bären

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Wir sind die Generation, die niemals schläft. Nein, die niemals schlafen sollte.
Es gibt so viel zu sehen, so viel zu erleben.
You only live once.

Ich muss gefälligst mein Leben schätzen. Alles nutzen. Bis zum äußersten.
So viele andere Menschen haben nicht diese Möglichkeiten, wie ich sie habe. Es wäre undankbar, diese einmalige Chance nicht zu nutzen.

Ich fühle mich, als würde ich ständig unter Druck gesetzt werden.
Ich bin nicht gut genug, so wie ich bin.
Ich muss mehr Sprachen sprechen. Mehr Bücher lesen. Mehr Berge besteigen.  Mehr Freunde treffen. Mehr Torten backen. Mehr Sterne sehen. Mehr Fremde ansprechen. Mehr Kaffee trinken. Mehr Sport machen. Mehr Partys feiern. Mehr Länder bereisen.

Immer nur mehr.

Und ich selbst bin nicht gut genug.
Nicht, solange ich dieses „mehr“ nicht erreicht habe.

Hier ist meine Gegenstimme!

Bitte halte für einen Moment inne.
Das einzige, was du solltest, ist, dein Leben zu leben.
Wir sind die Generation, die niemals schläft. Und jeder klagt über Müdigkeit.
Es ist nicht möglich, den ganzen Tag atemberaubende Dinge zu erleben. Es ist weder psychisch noch physisch möglich.
Irgendwann braucht man Pause. Irgendwann braucht man Schlaf.
Langsame Tage, an denen man im Bett liegt und nichts tut. An denen man ein Buch zum hundertsten Mal liest – einfach weil man es mag und nicht, weil es ein „Mehr“ bringt.

Wir leben in einer Welt, in der alles möglich ist.
Wenn wir einen Bären wollen, dann können wir uns den verdammten Bären einfach kaufen.
Doch was, wenn ich gar keinen Bären möchte?

21 Gedanken zu “Ich möchte keinen Bären

  1. Unendliche Möglichkeiten können befreien, aber auch verdammen.

    Ich verstehe, was du meinst. Aber Du musst nicht alles wollen -nur alles, was dir gut tut! Ob du im Bett liegst oder hashtagend tausend Abenteuer erlebst – es ist deine Freiheit, das zu entscheiden. Du definierst dein ‚Mehr‘ nur für dich.

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    1. Sehr gut ausgedrückt – befreien, aber auch verdammen. Genau so fühlt es sich an. Doch findest du es nicht auch schwierig, nur für dich selbst zu entscheiden, was du jetzt möchtest? Schließlich wird man auch von so vielen Menschen und so vielen Meinungen beeinflusst. Da ist es schwierig, zu erkennen, was denn nun der eigene Wille ist und was der aufgedrückte Wille anderer….

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      1. Genau- Deswegen ist das aufragend und beängstigend zugleich! Tatsächlich in dem ganzen Chaos sich selbst zu finden.
        Wir sind von so vielem umgeben; versuchen panisch, reinzupassen und verbiegen uns dafür.
        Den ganzen Strom von Menschen, Gefühlen, Entscheidungen, Vorlieben und vielem mehr auf ein ’nur ich‘ herunterbrechen .. mir erscheint das manchmal unmöglich, aber trotzdem hab ich mich auf den Weg gemacht. Zu dem ’nur ich entscheide für mich‘.

        Ich denke, heutzutage wünscht man sich doch wieder etwas zum Festhalten, etwas beständiges. Weil man sich von so viel Freiheit eben erdrückt fühlen kann.

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      2. Ja! Genau das! Man wünscht sich etwas zum Festhalten. Man möchte sein eigenes Ich, seine eigenen Wünsche und Träume und vor allem seine eigene Persönlichkeit endlich erkennen können. Gibt es einen Weg, das zu schaffen? Wie hast du das geschafft? Und bist du jetzt zufriedener? Mit dir und deinem Leben und der Welt und allem?

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      3. Ich hab das nicht geschafft. Aber ich bin auf einem Weg, der sich gut anfühlt. Soweit konnte es nur kommen, weil ich mich so weit von mir entfernt hab, wie es irgendwie möglich war. Darauf bin ich nicht stolz und es hat furchtbar wehgetan. Aber es hat mich irgendwie weitergebracht als ich je war.
        Mein Leben ist jetzt erfüllter, ich mag mich und verzeihe vieles. Ein Rezept dafür gibt es nicht, aber du wirst es schaffen. Fragen ist der Anfang, deine Antworten musst du dir selbst geben.

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      4. Irgendwie ist das schlimm. Erst muss man in das eine Extrem, um das andere dann erreichen zu können.
        Aber es freut mich, dass du da herausgekommen bist und dass du jetzt zufriedener bist! Ich hoffe, es geht weiter bergauf!

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      1. Vielleicht schreit dich die Stimme an, weil dir deine Außenwelt vorgaukelt du müsstest mehr haben, mehr tun, vielleicht weil die Stimmen aus deiner Kindheit zu dir schreien…

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      2. Ist es ein Hang zum Perfektionismus der da mit“schreit“? Oder was ist es ?
        Oder ist es, das man bloß nichts verpassen will, es darf einem nichts entgehen, weil man gerne immer die Kontrolle haben möchte?!
        Oder zählt dazu, immer zu den besten gehören zu wollen, Anerkennung bekommen zu wollen? Weil sie vielleicht mal gefehlt hat.. ?! SO viele offenen Fragen dazu..

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      3. Liebe Jacky,
        hast Du gerade direkt in mich hineingesehen? Ich fühle mich mit jedem Satz von dir ertappt.
        Perfektionismus – kenn ich.
        Bloß nichts verpassen wollen – richtig so!
        Immer die Kontrolle haben wollen – ja natürlich.
        Immer zu den Besten gehören zu wollen – zu wem denn auch sonst?

        Nur frage ich mich, ob das denn so verwerflich ist? Ist es „falsch“ danach zu streben, Dinge „richtig“ machen zu wollen?

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      4. Liebe Felicitas, ich denke in dich hinein schauen kann ich nicht, aber dennoch geht es nicht nur dir alleine so.. Wie du merkst. Ich habe da etwas beschrieben was ich selber kenne und auch viele andere betrifft, die ich kenne..
        Ich denke „verwerflich“ oder „falsch“ wird es erst dann, wenn man sich selbst so unter Druck setzt, wenn man gestresst sich und es sich einfach nicht gut anfühlt. Es kommt drauf an, für WEN wir gerne alles „richtig“ machen wollen. Für uns oder nur für andere? Man sollte oft genau hinsehen, was man selber will und was man nur anerzogen bekommen hat, durch die Familie oder Gesellschaft. Ich sehe die Familie da immer als einen sehr großen Einflussfaktor, genauso wie die Freude oder Kollegen.. Manchmal merkt man gar nicht mehr, wie man deren Wünschen und Vorstellen nachläuft und ihnen entsprechen will.. LG Jacky

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  2. Manchmal ist weniger mehr 😉 das Leben ist Jetzt- jetzt atmen wir, jetzt können wir die Lebensenergie spüren, die unsre Körper erfüllt, die uns durch pulst und uns mit dem ganzen Universum verbindet. Einfach da sein! Wach und lebendig! Mutig lieben wie ein Kind Gottes! Wir brauchen unsrem Leben nicht viele Jahre zu geben, wenn wir unsren Jahren viel Leben geben.

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  3. Hallo du Wörter-Zauberin 🙂
    Danke für deinen Besuch bei „mir“.
    Ich erschrecke mich immer wieder (auch im Positiven) wenn ich auf einen Blog wie deinen stoße und feststelle: Hey, da schreibt jemand über das, was dich auch bewegt.
    Ähnlicher Schreibstil dazu..
    Ich lese dich gern (was nun absolut kein Eigenlob sein soll!!!)
    und fühle mich absurderweise mit dir verbunden,
    Alles Liebe!

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    1. Oh Hallo!
      Vielen Dank für die netten Worte! Ich hatte schon nur nach einem gelesenen Beitrag dieses Gefühl, dass da wohl jemand ähnlich denkt/fühlt/schreibt. Es ist faszinierend, was nur ein paar geschriebene Worte ausmachen können….!
      Liebe Grüße

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  4. Ich möchte einen Kuschelbär 🙂
    Ja, wir sind genug, genau wie, wo und was wir sind. Mit diesem Wissen braucht man weniger Berge zu besteigen und geht lieber bei sich drinnen wandern…
    Danke für deinen Besuch!
    Ich wünsche dir eine schöne Woche,
    Dagmar

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