Wachsen und Lernen

Möwe im Sturm

Verschließe dich nicht.
Öffne deine Fenster und Türen und öffne deine Augen und dein Herz.
Wie willst du lernen, wenn du immer nur in dir selbst bleibst? Wie willst du lernen, wenn du nie deinen sicheren Hafen verlässt, wo du jeden Millimeter, jedes Tau, jede Möwe kennst?
Es ist leicht, einer Meinung zu sein, wenn man nur mit sich selbst diskutiert.
Es ist leicht, ein Urteil zu fällen, wenn man selbst nicht be- oder verurteilt werden kann.
Doch wie willst du  davon lernen, wie willst du dadurch wachsen?
Die Wurzeln von Bäumen werden stärker durch Stürme.
Wie willst du also stärker werden, wenn es keine Stürme gibt? Wenn du Stürme nur aus sicherer Entfernung siehst?

Lies so viel du kannst! Du wirst neue Welten kennenlernen, ganze Menschenleben. Doch vergiss nie, dass Autoren immer irgendwo lügen. Wenn auch vielleicht nicht wissentlich. Und wenn sie nicht lügen, dann erfinden sie zumindest. Künstlerische Freiheit nennt sich das.
Doch Lesen und Leben ist immer noch nicht dasselbe.
Also gehe hinaus, verlasse deinen Kopf, dein Zimmer, deinen sicheren Hafen. Und entdecke, wie wir alle auf derselben Erde und in doch völlig verschiedenen Welten leben können.
Entdecke, was andere Menschen getan haben und lerne aus ihren Fehlern, aus ihren Entscheidungen, aus ihren Erfahrungen. Und lebe selbst. Und wachse. Und lerne.
Du wirst feststellen, wie kompliziert das Leben plötzlich wird. Wenn man Fragen stellt und infrage stellt.
Und du wirst feststellen, dass du noch nie so viel gelernt hast wie dann.
Du wirst überrascht sein, wie viele Stürme es gibt.
Und du wirst überrascht sein, wie viele Stürme du selbst aushalten kannst.

Worauf wartest du noch?

9 Gedanken zu “Wachsen und Lernen

  1. Felicitas Sturm gehört zu meinen Lieblingslyrikern. Das ist echt, das ist lebendig. Verse wie erfrischendes Wasser, Blitze, Donnergrollen und Sanftmut vereint. Die Paradoxie des Seins wird von Dir bejaht und darf sein, jede Facette der menschlichen Seele. Deine Worte sind neu, aber nicht neumodisch, zum Glück……

    Gruß,

    Mark

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    1. Lieber Mark, vielen Dank für deine Worte! Mit Komplimenten umzugehen gehört nicht unbedingt zu meinen Stärken, deswegen suche ich jetzt wohl vergeblich nach passenden Worten. Aber Danke kann ich nicht oft genug sagen. Vielen Dank! You made my day!

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  2. und niemals vergessen … Du bist angeschlossen an das ganze Universum … so mutig darfst Du auch das Wort benutzen und Dich von ihm benutzen lassen. Keine Zeile ist unwichtig, jedes Wort ist ein Gast in der Herberge des Herzens, und es kommt nur, um Dir eine Botschaft zu überbringen, die weiter gesagt werden möchte, wie eine Glut,die zwischen den Herzen umher springt und uns erweckt für das Wunderbare und Schöne. Nelly Sachs sagte das mal schön:

    *Viele Engel sind euch gegeben
    Aber ihr seht sie nicht*

    Also ist es die Aufgabe der Dichtung die „Engel die uns gegeben sind“ sichtbar zu machen, mit ihnen gewissermaßen ins Gespräch zu kommen, sodass sie durch uns sprechen können. Ein gelungenes Gedicht ist wie ein Engel mit einem Flammenschwert, der hilft und schützt. Der unsren Weg begleitet.

    🙂

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